Bereits mehrfach war unter vorgehaltener Hand von Verhandlungen oder Angeboten von Bwin an den DFB die Rede. Auch ich berichtete darüber. Meist ging man davon aus, dass es darum ging einen neuen Hauptsponsor für die Nationalmannschat zu finden. Denn immerhin ist auch dieser Posten noch zu besetzen. Nun aber ist klar: Bwin wird Hauptsponsor der 3. Liga. Eine bereits jetzt kontrovers diskutierte Entscheidung, die der DFB und Bwin nicht kurzfristiger hätten bekanntgeben können.
Hauptsponsor der 3. Liga – Was hat Bwin davon?
Als neuer Hauptsponsor der 3. Liga wird Bwin zukünftig in allen Stadien der 3. Liga beispielsweise in Form von Bandenwerbung vertreten sein. Außerdem steht dem Buchmacher der Werbeplatz auf dem Trikotärmel der Mannschaften zu. Selbst in den Publikationen und den Internetauftritten der Vereine in der 3.Liga sollte Bwin künftig zu finden sein.
Die Vereinbarung läuft insgesamt erstmal für zwei Jahre und startet bereits in der bald beginnenden Saison 2017/18. Aufgrund der kurzfristigen Einigung zwischen Bwin und DFB ist die Teilnahme der Vereine im ersten Jahr noch nicht im vollen Umfang verpflichtend. Für die erste Saison wird die tatsächliche Präsenz des Buchmachers bei den Spielen der 3. Liga maßgeblich davon mit abhängig sein wie viel Werbeplatz die Vereine noch übrighaben. Mit anderen Worten: Hat ein Verein beispielsweise die Bandenwerbung für die anstehende Saison selbst schon komplett vermarktet, dann muss Bwin eine Saison warten.
Dennoch dürfte die Werbewirkung für Bwin bereits im ersten Jahr unglaublich groß sein. Denn alle Spiele der 3.Liga werden erstmals von der Telekom im Rahmen des IPTV Angebots übertragen. Für die 3. Liga als solche dürfte dies eine Reichweitenvergrößerung bedeuten. Bislang wurden Spiele nur teilweise in den dritten Programmen übertragen. Wenngleich diese Übertragung für Fans jeweils ohne Mehrkosten vonstattenging was nun nicht mehr funktioniert, so haben die Fans dieses Jahr eine Anlaufstelle für alle Spiele ihres Vereins. Ich erwarte einen positiven Effekt für die 3. Liga und damit auch für Bwin.
Dies nutzt die Vereinbarung den Vereinen
Insider gehen davon aus, dass die Vereine durch den Bwin Deal bis zu 100.000 Euro pro Saison zusätzlich annehmen. Gerade für die kleineren Clubs, die sonst keine großen Werbekunden an Land ziehen dürfte sich dies durchaus lohnen. Und damit trägt das Geld von Bwin auch in einem gewissen Maß zur finanziellen Chancengleichheit in der 3.Liga bei.
Über reines Geld hinaus will Bwin sich aber auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit Sportwetten direkt in der 3 Liga einsetzen. Hier sollen Workshops zur Vermeidung von Spielmanipulation und zu sonstigen Themen dabei helfen den Sport sauber zu halten. Angesichts der Tatsache, dass in der 3. Liga auch Vereine antreten, die bislang nicht zwangsläufig der große Gegenstand von Sportwetten waren oder zumindest nicht so gesehen wurden, sehe ich hier einen wichtigen Ansatz um den Sport und die Fußballwetten sauber zu halten. Denn eben diese kleinen Clubs sind es auch, die dann fernab von der medienwirksamen 1. Bundesliga von Betrügern genutzt werden. Dies hat scheinbar auch der Buchmacher richtig erkannt.
Über die Vereinbarung mit Bwin hinaus sind die Vereine frei in der weiteren Sponsorenwahl und Selbstvermarktung. Ein weiterer Buchmacher als Hauptsponsor sollte dementsprechend beispielsweise kein Problem darstellen.
Es gibt auch Kritik an Bwin als Hauptsponsor
Es gibt allerdings auch offene Fragen und Kritik an Bwin als Hauptsponsor, beziehungsweise dem Deal mit dem DFB im Gesamten.
Der vielleicht häufigste Punkt ist zusammenfassend die Kurzfristigkeit, mit der die Vereine sich auf den neuen Partner einstellen müssen. Aber auch an der gelebten Realität im deutschen Fußball geht der Deal bislang noch vorbei. Denn nicht immer ist Bwin die unproblematischste und beste Lösung, wie verschiedene Fallbeispiele zeigen.
Ein tolles Beispiel hierfür ist der Thüringer Verein FC Carl Zeiss Jena. Der Verein ist als Amateurverein an eine Weisung des Innenministeriums Thüringen gebunden. Diese Weisung untersagt es dem Club und anderen Amateurvereinen im Bundesland auf ihren Trikots Werbung für Sportwettenanbieter zu tragen. Dies steht in direktem Konflikt zur Vereinbarung mit Bwin. Das Ministerium äußerte sich bislang dahingehend noch nicht. Während dies im Laufe der ersten Saison sicher noch für die zweite Spielzeit geklärt werden kann ist Carl Zeiss Jena nach jetzigem Stand der Dinge praktisch nicht in der Lage die Ärmel Werbung von Bwin anzunehmen. Für den Verein könnte dies ein unfairer Verlust werden. Etwas langfristiger geplant hätte der DFB solche Probleme im Vorfeld ausräumen können.

Vor allem in Deutschlands Norden hagelt es Kritik am DFB Deal mit Bwin. Rostock ist nicht glücklich
Hansa Rostock äußert viel Kritik
Auch Hansa Rostock sieht die Partnerschaft zwischen Bwin und DFB nicht nur positiv. Der Verein sieht nicht nur interne Rechte zur Selbstvermarktung beschnitten. Das Ärmel Logo hätte der Verein nach eigenen Angaben selbst zu besseren Konditionen vermarkten können. Außerdem seien die Vereine gar nicht so frei, wie es offiziell aussieht in ihren sonstigen Sponsoring- Verträgen. So hat Hansa Rostock erst fünf Wochen vor dieser Wendung einen Vertrag mit Buchmacher sunmaker geschlossen. Dieser ist zwar nicht so bekannt wie Bwin, hatte aber sicher vor diesen Umstand mithilfe der Werbemaßnahme zu ändern.
Nun sei dieser sicher nicht glücklich, anders als vor fünf Wochen noch versichert wurde, doch nicht der einzige Glücksspielanbieter auf den Trikots der Rostocker zu sein. Darüber hinaus seien Druckerzeugnisse und Publikationen so knapp vor Saisonstart längst fertig gestellt, sodass ein organisierter Verein gar nicht mehr die Chance habe jetzt noch Bwin mit einzubauen. Insgesamt sei es für langjährige Sponsoren sicher auch keine vertrauensbindende Maßnahme, wenn ihnen die Durchführung der Vereinbarungen nicht mehr länger garantiert werden könne. Etwa weil der DFB, wie jetzt im Fall der Ärmellogos geschehen, die angestammten Werbeplätze einfach weg nehme.
Der VfL Osnabrück, nur um an dieser Stelle ein konkretes Gegenbeispiel zu nennen, begrüßte die Vereinbarung allerdings bereits. Es scheint also durchaus Vereine zu geben, die einen klaren und ausschließlichen Nutzen sehen.
Der DFB verweist auf die positiven Seiten
Gleichwohl verweist der DFB weiterhin auf die positiven Seiten der Einigung mit Bwin. Erstmals würden durch eine gemeinsame Vermarktung alle Vereine profitieren, was die Liga insgesamt stärke. Außerdem sieht man anhand dieses vergleichsweise großen Deals deutlich wie die Bedeutung der 3. Liga nach dem Einstieg der Telekom nochmals gewachsen ist.
Diese Sichtweise, die der Verband Medienvertretern gegenüber vertritt, kann man dem DFB meiner Ansicht nach nicht ganz in Abrede stellen. Dennoch wäre ein etwas geschickteres Vorgehen wohl in einigen Fällen besser gewesen.
Bwin sieht Ehre und Verantwortung
Bwin nutzte die Gelegenheit um die Freude über die Partnerschaft auszudrücken aber gleichzeitig auf eine große Eigenverantwortung hinzuweisen. Hier ging es unter anderem über die erwähnten Workshops, die Teil der Vereinbarung sind. Es wurde, durchaus legitim wie ich finde, aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit genutzt, um auf die weitere Dringlichkeit der Regulierung der eigenen Branche hinzuweisen. Denn nur so könne man auch in Zusammenarbeit mit dem Staat gegen Manipulation und Betrug im Sport vorgehen. Workshops sind da nur ein Teil der nötigen Maßnahmen.
Bwin als Hauptsponsor der 3. Liga – Ein Fazit
Ich denke es gab so manchen, den diese Entwicklung überrascht. Zwar waren Gespräche von Bwin und DFB bereits im Vorfeld durchgesickert, mit der 3. Liga hatten diese aber nur die wenigsten in Verbindung gebracht.
Die Einigung erscheint mir persönlich insgesamt positiv. Der Buchmacher hat einen tollen Auftritt im Sport an Land gezogen, die Vereine dürften mehrheitlich profitieren und die 3.Liga als solche sendet ein starkes Signal und dürfte noch ernster genommen werden.
Dennoch gibt es auch berechtigte Kritik. Da ist allerdings keinesfalls Bwin eine Schuld zu zuschieben sondern dem DFB. Denn dieser hätte durchaus besser vorgehen können und damit wäre vermieden worden, dass diese eigentlich sehr positive Meldung auch negative Reaktionen beinhaltet, die mann durchaus nachvollziehen kann.