Der gekaufte Fußball – Ein Buch zu Wettbetrug welches jeder lesen sollte

Wettbetrug ist immer wieder ein gefundenes Fressen für Medienvertreter. Fliegt mal wieder ein Schiedsrichter, ein Spieler, oder gar eine ganze Liga auf, durch einen Sumpf an kriminellen Machenschaften, dann ist dieses Thema ein Garant für hohe Auflagen der Journaille oder, als heute interessanter Messwert, für beste Klickzahlen im Internet. Dabei werden, vermutlich ebenfalls ein wenig dem Trend Internet geschuldet, die Artikel immer kürzer, leichter schnell zu lesen, und damit auch ein wenig unvollständiger und reißerischer. Wer sich das ganze Bild, rund um Wettbetrug, vergangene Wettskandale und die Thematik insgesamt machen will, der wird die Informationen in unzähligen Artikeln zusammensuchen müssen. Alternativ gibt es Bücher zum Thema. Diese sind teilweise wohl recherchiert und beleuchten die Thematik nicht nur einseitig, sondern al s Gesamtgebilde. Ein Vorzeigebeispiel für solch ein Buch ist „Der gekaufte Fußball“ von Benjamin Best. Und deshalb soll dieses Werk hier in einer Vorstellung gewürdigt werden. „Der gekaufte Fußball“ ist Pflichtlektüre. Nicht nur für Wettfreunde oder Sportfans. Das Buch kann auch sonst eher wenig an den verknüpften Themen interessierten Lesern leicht zeigen, wie solche Machenschaften entstehen können.

Pause vom Wetten und Lesen? "Der gekaufte Fußball" ist mein Tipp.

Pause vom Wetten und Lesen? „Der gekaufte Fußball“ ist mein Tipp.

Der gekaufte Fußball – Benjamin Best zeigt Wettskandale im Detail

Manipulierte Fußballspiele in großen Massen, gekaufte Schiedsrichter und bestochene Spieler. Ligen die unterwandert sind, von der Wettmafia. Dennoch verschließen die Funktionäre die Augen. Erst dann, wenn etwas ans Licht kommt. Wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist, werden diese aktiv. Der öffentliche Druck bewirkt dies. Nichts hiervon klingt wirklich neu. Nichts dabei, was man nicht irgendwo in den Medien schon einmal gehört oder gelesen hätte. Dennoch ist „Der gekaufte Fußball“ anders. Benjamin Best zeigt das Problem nicht in mundgerechte Häppchen zerstückelt so auf, dass die Details auf der Strecke bleiben, die Headlines aber stimmen. Der preisgekrönte Journalist packt alles zusammen in ein Buch. Von einzelnen Fußballspielen und deren Beeinflussung. Vom Befall von zeitweise beinahe allen Ligen, die irgendwie eine Bedeutung bei den Buchmachern für online Wetten haben. Und nicht zuletzt auch von den mächtigen Organisationen, die sich an Betrug am Sportfan und am Wettfan eine goldene Nase verdienen. Dabei holt Benjamin Best jeden Leser dort ab, wo er steht. Während Medien oft nur darauf eingehen, dass ein Fußballspiel manipuliert, der Fan betrogen wurde, für Sportwetten, die man daher verbieten sollte, erklärt Best die Zusammenhänge so, dass auch die Masse der Leser sie versteht. Wer bislang keine Ahnung von Sportwetten hatte, was zumindest bei denen, welche die herkömmliche Berichterstattung in den Medien mitbekommen die Mehrheit sein dürfte, der bekommt auch deren Funktionsweisen erklärt. Die Rolle der Buchmacher, der Quoten und weshalb Wettbetrug so rentabel ist. Wer all dies schon weiß, der lernt dennoch hinzu. Beeindruckend gut recherchierte Daten und Fakten zeigen, wie man auch die beliebtesten Akteure im Sport schnell mit in die eigene Maschinerie des Betrugs einbezieht. Spielsucht der Spieler selbst oder Erpressung und Druck. Die Farbpalette des Verbrechens wird gänzlich, schonungslos und offen durchgegangen, in „Der gekaufte Fußball“. Auch einen Blick über den Tellerrand hinaus, den der Titel eigentlich vorgibt, in andere Sportarten wie Tennis oder Basketball, wird in dem Machwerk nicht vernachlässigt. Auch dies ist wichtig. Denn immerhin wird hier deutlich, dass nicht nur der Fußball betroffen ist, wie man aus den Medienberichten sonst oft ableiten könnte.

Modernes Verbrechen sieht anders aus. Wettbetrug ist aktuell.

Modernes Verbrechen sieht anders aus. Wettbetrug ist aktuell.

Benjamin Best – Das ist der Autor von „Der gekaufte Fußball“

„Der gekaufte Fußball“ ist nur deshalb so empfehlenswert, weil ein penibel arbeitender und höchst seriöser Journalist verantwortlich für das Werk zeichnet. Benjamin Best ist sein Name. Für das Buch war er geradezu prädestiniert. Denn neben Sportwissenschaften und Jura studierte er auch Sportpublizistik. Damit sind eben die Fachbereiche abgedeckt, die bei einer fairen Bewertung der Thematik und dem leicht verständlichen Niederschreiben wohl gefordert sind. Als Deutsch- Amerikaner wurde Benjamin Best 1976 in Berlin geboren und arbeitete, nach abgeschlossenen Studiengängen in Berlin und Köln seit 2005 als freier Journalist. Dabei bediente er größtenteils den WDR. Seit 2007 beschäftigt sich Benjamin Best mit Wettmanipulation im Sport. Hierbei liegt der Fokus zwar auf Fußball und Tennis, grundsätzlich blieb der Blick aber stets offen, für die Geschehnisse außerhalb der eigenen Domäne. Was im Jahr 2013 mit dem Buch „Der gekaufte Fußball“ seinen Höhepunkt erreichte war ein Prozess. Teile seiner Arbeit konnte man schon zuvor bewundern. In der Sportschau liefen schon Beiträge von Benjamin Best zum Thema Wettmanipulation. Außerdem recherchierte er für eine Vielzahl von Medien im Wettskandal 2009, der Fans der Bundesliga erschütterte. Bereits 2011, also Jahre vor dem Erscheinen von „Der gekaufte Fußball“, wurde Benjamin Best für einen Radio Beitrag zum Thema als CNN Journalist des Jahres ausgezeichnet. Auch diverse andere Nominierungen konnte Benjamin Best früh für sich verzeichnen. Zum Preis selbst reichte es aber nicht wieder.

Manipulierte Spiele und betrogene Fans

Voll ausgeschrieben, unter Berücksichtigung der erweiterten Überschrift, lautet der Titel des Buches „Der gekaufte Fußball – Manipulierte Spiele und betrogene Fans“. Und dieses Detail ist wichtig. Tatsächlich liegt der Fokus nicht alleine am Wettbetrug als Verbrechen. Auch der Betrug am Fan wird ausreichend beleuchtet. Und dabei muss lobend erwähnt werden, dass keiner der Akteure außen vor gelassen wird. Oft entsteht der Eindruck alles Übel käme von den wenigen Drahtziehern des Wettbetrugs. Doch dem ist keinesfalls so, wie „Der gekaufte Fußball“ verdeutlicht. Auch mit den verschiedenen Verbänden, welche nicht aktiv genug gegen die Betrüger vorgehen, wird im Werk ausreichend abgerechnet. Ebenfalls werden in dem Buch pflichtbewusst Vorschläge unterbreitet, wie sich eine Lösung der Probleme womöglich erreichen ließe. Hierbei muss aber auch Benjamin Best sich die Frage gefallen lassen, ob es nicht vergleichsweise leicht ist, die Vorschläge als Außenstehender zu unterbreiten solange man sie nicht selbst tragen muss. the-ball-428317_640

Tiefe Recherche

Hervorzuheben ist ebenfalls, wie gewissenhaft Best wirklich für „Der gekaufte Fußball“ recherchiert hat. Man darf sich die Arbeit des Journalisten hier nicht zu leicht vorstellen. Gut recherchiert bedeutet nicht, dass der Preisträger die Internetsuche intensiviert hat. Tatsächlich hat er Gespräche auf sich genommen, die ihn bis zu den Drahtziehern in Singapur und den USA geführt haben. Nur durch diese Recherche ist es auch möglich geworden zu verdeutlichen, wie tief der Nadel des Betrugs in manchen Teilen des Sports sitzt. Die Drahtzieher sitzen im Buch vermeintlich sicher in Übersee und verdienen nicht nur in der Bundesliga mit. Vor allem sind es auch untere Ligen, wie die Regionalliga, die von Betrug und Manipulation durchsetzt scheinen.

Ist das Buch noch aktuell?

Durchaus berechtigt erscheint die Frage, ob „Der gekaufte Fußball“ überhaupt noch aktuell ist. Denn immerhin ist seit Veröffentlichung einiges an Zeit verstrichen. Zur Lektüre empfiehlt sich das Buch dennoch. Denn grundsätzlich hat sich in vielen Bereichen und Sportarten nur wenig geändert. Wenngleich es mittlerweile einige Ermittlungserfolge gab kann das Buch dennoch erstklassig aufzeigen, wie grundsätzlich Betrug entsteht, gesteuert werden kann und wo die Risiken liegen. Etwas allgemeiner betrachtet, nicht nur auf den Fußball bezogen, kann das Buch auch als Vorwarnsystem für andere Sportarten genutzt werden. Denn so viel ist sicher: Selbst wenn der Fußball heute vergleichsweise gesäubert erscheint kann der Schein trügen. Außerdem sind andere Sportarten als Ausweichoption für die Betrüger noch immer höchst anfällig.

Millionengewinne werden Betrüger auch weiter locken.

Millionengewinne werden Betrüger auch weiter locken.

Fazit und Leserkritiken zu „Der gekaufte Fußball“

Kritiker, welche Kritiken beruflich verteilen zu zitieren ist angesichts des Preises, den CNN an Autor Best vergeben hatte, kaum nötig. Das Buch wird größtenteils gelobt. Doch was sagen die Leser? Diese viel interessantere Frage möchte ich im Fazit mit aufnehmen. Kritiken anderer Leser bestätigen das, was weiter oben bereits angesprochen wurde. Die Rede ist oftmals von einer sehr großen Fülle an Informationen und Genauigkeit. Außerdem wird das Buch dafür gelobt, dass es auch für Außenstehende dennoch interessant und leicht zugänglich ist. Klare kritikpunkte finden sich allerdings auch. Im Mittelpunkt stehen hier vor allem die Fragen, die mit dem Ende des Buches und den darin enthaltenen Lösungsvorschlägen zu tun haben. Vorinformierte Leser vermissen beispielsweise einen Hinweis darauf, was aus in manchen Bundesländern schon vor Veröffentlichung erlassenen Gesetzen und dem Straftatbestand Sportbetrug geworden ist. Hier wird die Geschichte ein wenig verkürzt. Deren Wirkung wäre sicher tatsächlich interessant gewesen, zumal es sich da um erste Gegenmaßnahmen handelte.

Dennoch kann ich persönlich „Der gekaufte Fußball“ natürlich jedem ans Herz legen. Teilweise liest sich das streng journalistische Werk beinahe wie ein Krimi. Kaum mag man als Sportfan wahrhaben, wie der Sumpf entstehen könnte und unbemerkt unter der Oberfläche brodelt. Manchen, zu blauäugig denkenden Fans, die meinen alles wäre halb so wild gewesen, sollte das Buch die Augen öffnen können. Interessierte um Sport, Verbrechen und Sportwetten finden in diesem Buch gleichermaßen eine Pflichtlektüre. Allerdings sollte man eines nicht erwarten: Zu leichte Unterhaltung. Benjamin Best fordert seine Leser dadurch, dass er detailliert berichtet. Ein Buch, bei welchem man den Kopf entspannen kann, ist hier weniger gegeben. Dafür ein Füllhorn an Informationen.

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