Wettskandale in Deutschland – Welche gab es? Welche kommen noch?

Spätestens seit im Jahre 2005 zutage kam, dass Schiedsrichter Robert Hoyzer sich von der Wettmafia bestechen ließ ist das Wort Wettskandal auch in Deutschland in aller Munde. Doch was waren dieFlag_of_Germany.svg größten Wettskandale in Deutschland? Gibt es überhaupt reine Wettskandale in Deutschland oder ist die Problematik, abseits von hierzulande gut lesbaren Schlagzeilen, ein eher internationales Problem? Und wie geht man, egal wo das Problem liegt am besten dagegen vor, sodass uns die nächsten Headlines rund um Wettskandale in Deutschland erspart bleiben? Sicherlich keine einfache Thematik mit einer Lösung, die in irgendeiner Form einfach möglich wäre, oder doch? Ich bin der Thematik einmal auf den Grund gegangen.

 

Das waren die großen Wettskandale in Deutschland

Bereits eingangs hatte ich ihn erwähnt. Den Wettskandal überhaupt, aus Sicht der Deutschen. Im Januar des Jahres 2005 wurde bekannt, dass ein Bundesliga Schiedsrichter sich hatte bestechen lassen. Sein Name, Hoyzer, wird noch heute jedem einzelnen Fußballfan in Erinnerung sein. Ein Bekanntheitsgrad, den ein guter Schiedsrichter niemals erlangen sollte. Zwar wurden nur Spiele der 2. Bundesliga von Hoyzer so manipuliert, dass die Betrüger dahinter eine möglichst sichere Wette abgeben konnten, und nicht die erste Liga, dafür waren aber auch Spiele im DFB Pokal betroffen. Nicht einmal die Fußball- Regionalliga war sicher vor Manipulation. Zeitgleich mit dem Geständnis der eigenen Verfehlungen zeigte Hoyzer auch einige Spieler und Schiedsrichter auf, die ebenfalls an Manipulation von Spielen beteiligt gewesen sein sollten. Die Medien stürzten sich auf die Vorkommnisse, woraus der eigentliche Skandal erwachte. Denn immerhin gehört zu einem Skandal auch immer ein Publikum.

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Die Medien deckten nicht lediglich den Skandal auf. Schnell fanden sich in den Berichten auch Hinweise darauf, dass die Kroatische Mafia mit Hoyzer in Verbindung stünde. Dass dieser in Berlin ihre Machenschaften verfolgte war nicht gänzlich neu. Hoyzer kam nach einigem juristischen Hin und Her ins Gefängnis und wurde darüber hinaus ein Leben lang für alle Ämter beim DFB gesperrt. Insgesamt scheint auch heute noch unklar, ob der Schiedsrichter nicht einfach nur die Spitze des Eisbergs gewesen ist. Der Skandal entstand zu seiner Zeit lediglich durch die Berichterstattung der Medien die, wie üblich, noch einige Enthüllungen und Verdächtigungen mehr im Petto hatte, als es wirklich gerechtfertigte gab. Eine wirklich großflächige Aufräumaktion innerhalb des deutschen Fußballs blieb damals jedenfalls aus. Sogar Schiedsrichter Koop wurde lediglich für milde 3 Monate gesperrt, weil er seinen Kollegen Hoyzer nicht unmittelbar dem DFB meldete, nachdem er von diesem angeworben werden sollte, aber offenbar ablehnte. Rückblickend könnte man den Eindruck gewinnen der deutsche Fußballbund hatte damals mehr in die Vermeidung der Ausweitung des Skandals investiert als in rücksichtslose und lückenlose Aufklärung. Der Imageschaden im Vorfeld der WM war dennoch enorm.

Die Wettskandale in Deutschland gingen schnell weiter

Nur wenige Jahre später, im Jahr 2009, dürfte der DFB seine Entscheidung auf kleiner Flamme zu kochen, was die Aufklärung des Falles anbelangt, schon bereut haben. Denn hier erwuchs ein wesentlich größerer Wettskandal. Dieser hatte zwar europäische Ausmaße, der deutsche Fußball spielte aber dennoch eine tragende Rolle.

Seit Anfang 2009 bis November sollten damals, wie die Medien wieder mit Freude berichteten, in 9 europäischen Ländern ganze 200 Spiele manipuliert worden sein. Immerhin 32 davon in Deutschland. Vielleicht hätte eine bessere Aufklärung im Falle Hoyzers dazu geführt einige dieser Manipulationen ebenfalls zu verhindern. Verhaftet wurden schnell die beiden kroatischen Sapina- Brüder, die im Übrigen schon wegen des vorangehenden Skandals um Hoyzer eine Haftstrafe abzusitzen hatten. Die Liste der Beschuldigten und derer, die tatsächlichen Konsequenzen davon trugen war ungleich größer als Jahre zuvor. Zeitungen nannten dies den größten Skandal aller Zeiten. Einen größeren gab220px-UEFA_Champions_League.svg es seither auch nicht mehr. Allerdings wuchs dieser noch. Die europäische Ermittlungseinrichtung Europol ermittelte weitestgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit über Jahre weiter und meldete erst im Jahr 2013 ihr Ergebnis, welches den Skandal einmal mehr in die Medien spülte: Anders als zunächst angenommen soll der bislang größte aller Wettskandale in Deutschland kein rein europäischer Skandal gewesen sein. So wurden, laut damaliger Angaben von Europol in den Jahren 2008-2011 weltweit etwa 680 Fußballspiele manipuliert. 380 hiervon waren immerhin in Europa. Diese waren allerdings zum größten Teil seit 2005 bekannt. Empörung löste aus, dass auch die Champions League betroffen sein sollte. Außerdem wuchs die Zahl der Spiele, die in Deutschland manipuliert gewesen sein könnten auf 70 an. Damit wurde aber auch klar, dass es keine wirklichen „Wettskandale in Deutschland“ gibt. Das Verbrechen ist hier sehr globalisiert.

 

Wettskandale in Deutschland – eine Geburt der Medien

Tatsächlich ist zu vermuten, dass es niemals Wettskandale in Deutschland gab. Vermutlich hatten diese Skandale schon immer weitaus größere Ausmaße. Die Drahtzieher sitzen ebenfalls auf dem ganzen Erdball verteilt, wie am Beispiel Kroatien ja schon früh klar wurde. Dies wird für Wettfreunde und Sportfans allerdings ein schwacher Trost sein. Wirklich effektive Methoden einen Wettbetrug zu erkennen gibt es ebenfalls nicht, wenngleich Firmen wie Sportradar hier sehr bemüht scheinen. Leider erschwert dies auch die Ermittlungen. Denn nicht alle Behörden weltweit arbeiten wirklich gut zusammen. Die Drahtzieher dürften, bei geschickter Wahl des Standortes recht sicher sein.

Was kostet es ein Spiel zu manipulieren?

Ein manipuliertes Fußballspiel ist recht günstig für die Betrüger zu haben, wenn man Aussagen der Beschuldigten glauben darf. Beispielsweise war seiner Zeit von Summen um 500 Euro die Rede, die etwa ein Trainer, Spieler oder Schiedsrichter dafür bekam, dass das Spiel nach Vorstellung der Wettmafia endete. Gemessen an denHighroller - Header Gewinnen, die sich auf diese Art theoretisch erwirtschaften lassen sicherlich ein Schnäppchen. Dabei setzen sich die eigentlichen Drahtzieher der Wettskandale in Deutschland sicherlich keinem Risiko aus. Wenn es zur Aufdeckung kommt, dann werden die ermittelnden Institutionen recht wahrscheinlich nur die Bestochenen und vergleichsweise unwichtige Mittelsmänner zu fassen bekommen. Die Drahtzieher schaffen es leicht sich hinter dem Internet zu verstecken. Zwar ist es inzwischen, aufgrund der Skandale, für diese erheblich schwerer geworden mit Wettbetrug Geld zu verdienen, leicht ist es aber immer noch. So gab es schon Fälle von komplett erfundenen Fußballspielen, denen die Buchmacher auf den Leim gegangen waren.

 

Aktueller Wettskandal

Derzeit ist zwar keiner der typischen Wettskandale in Deutschland im Gange, den die Medien gerne aufgreifen, auf den hinteren Seiten der Zeitungen kann man unter Umständen aber dennoch von Skandalösem lesen. Betroffen sind dieses Mal nicht Fußballwetten sondern Tenniswetten. Und hier wurde offenbar ebenfalls in ganz großem Stil betrogen. Sogar ehemalige Grand Slam Sieger sollen verwickelt sein. Unwahrscheinlich, dass dieses der nächste Wettskandal in Deutschland wird ist es allerdings nicht. Die Möglichkeit, dass hier auch deutsche Namen noch fallen ist durchaus gegeben. Und dann werden die Berichterstatter sicherlich wieder den nächsten Wettskandal in Deutschland laut und auf Seite Eins verkünden. Allerdings sollte man aus dem aktuellen Wettskandal im Tennis auch eine weitere Lehre ziehen. Bislang haben sich alle stets auf den Fußball konzentriert, wenn es um Wettskandale gegangen war. Kaum einer kann dank Hoyzer an eine andere Sportart denken, sobald er das Wort Wettskandal hört. Dabei ist durchaus denkbar, dass die Betrüger nach den letzten großen Enthüllungen längst weitergezogen sind und andere Sportarten unterwandert haben, die ebenfalls bei den Buchmachern für Online Wetten gelistet sind. Ich möchte an dieser Stelle strikt darauf hinweisen, dass es meiner Ansicht nach überall wo Geld zu holen ist gleich wahrscheinlich ist einem Betrug zum Opfer zu fallen. Dies gilt für Finanzmärkte sicher nicht weniger als für Sportwetten. Dennoch wäre es sicherlich gut auch andere Sportarten im Auge zu behalten, bevor es wieder Wettskandale in Deutschland hagelt, die keiner hat kommen sehen. Je weniger öffentliches Interesse eine Sportart hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Skandal dort erst spät auffällt und längst Betrug im Gange ist. Vermutlich ist der Fußball heute vergleichsweise sicher. Denn dieser wurde schon aufgerüttelt und weiß nun offenbar um die Gefahr.

Was wird gegen Wettskandale in Deutschland unternommen?

Natürlich will man den Sport sauber halten, von Skandalen. Daher auch, unter anderen Gründen, ist die Legalisierung der Online Wetten im Gange. Damit kann zukünftig in Deutschland lizenzierten Wettanbietern sicherlich tatsächlich besser über die Schultern geschaut werden. Vielleicht ist sogar eine Zusammenarbeit gegen Betrug möglich. Denn auch die Buchmacher haben natürlich ein Interesse daran negative Schlagzeilen und Verluste durch Betrug zu vermeiden. Allerdings wird diese sehr nationale Maßnahme sicherlich auch an ihre Grenzen gelangen, bei internationalorganisierten Banden, die ihren Betrug auf jene Wettanbieter spezialisieren, die keiner genauen deutschen Kontrolle unterliegen, weil sie hier nicht lizenziert sind.

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Wettskandale in Deutschland – Ein Fazit

Im Fazit bleibt noch einmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass es Wettskandale in Deutschland kaum gibt. Wenn, dann sind diese international angelegt. Dies kommt dem „Geschäftsmodell“ des Wettbetrugs mit international agierenden Sportwettenanbietern schon in logischer Konsequenz schlicht am ehesten entgegen. Außerdem erschwert es die Arbeit der Ermittler. Die Gefahr eines Wettbetrugs wird daher in Zukunft auch nicht weiter nachlassen, bis es eine international ungehemmt agierende Sportpolizei gibt, die auch dort funktioniert, wo mafiöse Strukturen zugegen sind. Allerdings ist solch eine Einrichtung in der Praxis undenkbar. So wird jede Ermittlung stets an Grenzen von Zuständigkeiten und Möglichkeiten gelangen. Trotz allem bin ich der Meinung, dass heute insgesamt recht viel Sicherheit vor Wettskandalen herrscht. Jedenfalls wäre ein fall wie Hoyzer heute hoffentlich nicht mehr in diesem Ausmaße möglich.